Traditionsreicher Grafenauer Wirtschaftsgipfel bringt Polit-Prominenz in die Region

Stellvertretender Ministerpräsident Aiwanger diskutiert mit Entscheidungsträgern aus Niederbayern

Zum inzwischen 28. Mal hat Anfang Dezember der Grafenauer Wirtschaftsgipfel „Wirtschaft trifft Politik und Wissenschaft“ hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus den genannten Bereichen zusammengeführt.

Unter anderem Regierungspräsident Rainer Haselbeck mit der neuen Bereichsleiterin für Wirtschaft, Landesplanung und Verkehr an der Regierung von Niederbayern Manuela Königbauer, sowie dem inzwischen pensionierten, früher für Wirtschaftsförderung verantwortlichen Wolfgang Maier. Außerdem vor Ort in Grafenau waren Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Ebner, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Landrat Sebastian Gruber, Grafenaus Bürgermeister Alexander Mayer, IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner, die Vizepräsidentin und der Vizepräsident der Technischen Hochschule Deggendorf Professorin Dr. Veronika Fetzer und Professor Dr. Wolfgang Dorner, die Leiterin des Technologie Campus Grafenau Professorin Dr. Diane Ahrens, der ehemalige Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Helmut Brunner, der frühere Bundestagsabgeordnete Barthl Kalb, sowie zahlreiche namhafte Vertreterinnen und Vertreter aus der regionalen Wirtschaft – unter Ihnen auch Eduard Hable, Botschafter Niederbayerns für den Landkreis Freyung-Grafenau, der vor fast drei Jahrzehnten Ideengeber für das Format gewesen ist.

Damit sind mehr als 30 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Einladung des Grafenauer Unternehmers und IHK-Vizepräsidenten Jürgen Greipl, der das etablierte Dialogformat inzwischen organisiert, gefolgt. Im Mittelpunkt des Abends stand der Austausch über die wirtschaftliche Lage Bayerns und der Region – sowie die Herausforderungen, mit denen insbesondere der niederbayerische Mittelstand derzeit konfrontiert ist. Als prominenter Gast war der stellvertretende Bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zur Veranstaltung gekommen. In seiner Grundsatzrede skizzierte er die aktuelle wirtschaftspolitische Situation, ordnete die Belastungsfaktoren für Unternehmen ein und betonte die Bedeutung einer starken regionalen Wirtschaft als Rückgrat des Freistaats.

Aiwanger ging dabei vor allem auch auf aktuell politisch besonders kontrovers diskutierte Punkte ein: „Deutschland ist mittlerweile oft nicht mehr wettbewerbsfähig. Wir sind dabei, international den Anschluss zu verlieren. Die Chinesen werden schneller, billiger, rollen Märkte auf, früher haben die unsere Autos gekauft, mittlerweile exportieren sie Autos nach Deutschland und haben die Teile selber." Sein Fazit: „Wir sind zu teuer und zu langsam und zu unflexibel.“ Ein entscheidender Wettbewerbsnachteil sind Aiwanger zufolge die Lohnkosten. Unternehmen würden mittlerweile ihre Produktion ins Ausland verlagern, wo Arbeitnehmer „nur einen Bruchteil“ kosten würden. Die Unternehmen bräuchten dringend Entlastung: „Wir müssen mit den Steuern und Abgaben runter, sonst sind wir einfach nicht mehr konkurrenzfähig“, lautete sein Fazit.

Themen wie Renten- und Sozialpolitik, vergleichsweise hohe Löhne, wachsende Bürokratie, schleppende Infrastrukturprojekte und die Unsicherheit in der Energiepolitik prägten die anschließende Diskussion. Zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten die Gelegenheit, um konkrete Fragen an den Wirtschaftsminister zu richten – von Förderprogrammen über Standortbedingungen bis hin zu regulatorischen Hürden.

Jürgen Greipl, der die Veranstaltung moderierte, ging in seinem Vortrag ebenfalls sehr konkret auf die insgesamt schwierige Situation ein, in der sich Wirtschaft und Gesellschaft befinden: „Es werden Standortfaktoren wie Arbeitskosten, Regulierung und Bürokratie, sowie die Energiekosten angeführt. Ich stimme da auch zu 100% zu. Natürlich müssen die Steuerbelastung für Unternehmen und Beschäftigte reduziert werden und natürlich müssen unsinnige Dokumentationspflichten abgeschafft werden. Aber ein offensichtliches Faktum wird darin nicht erwähnt oder vielleicht nur leise unter vorgehaltener Hand: nämlich die geringe Arbeitszeit der Deutschen. Wir haben im Vergleich mit allen OECD-Staaten die geringste Arbeitszeit. Die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden pro Kopf liegen in Deutschland gerade mal bei rund 1350 pro Jahr. Die USA liegen im Vergleich bei knapp 1800 geleisteten Arbeitsstunden. China liegt bei 2400 Stunden. Wir haben die allermeisten Ferien und Feiertage und wir haben trotzdem die meisten Krankheitstage. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass unsere Gesellschaft zu bequem geworden ist und weiter sagte ich, dass ich heute nicht mehr davon überzeugt bin, dass wir es so schaffen können, alle bisherigen Industriezweige in Deutschland langfristig und vollumfänglich aufrecht zu halten.“ Zusammenfassend stellte Jürgen Greipl zum Ende dann eine entscheidende Frage, die die anschließende Diskussion befeuerte: „Ob daran eine neue Unionsgeführte Bundesregierung noch etwas ändern kann? Da lasse ich mich gerne positiv überraschen.“
Der Austausch verlief offen und direkt, ganz im Sinne des Formats: Insgesamt blieb viel Raum für kritische Nachfragen, klare Positionierungen und praxisnahe Lösungsansätze. Aiwanger betonte zusammenfassend, man nehme die Sorgen der Wirtschaft ernst und arbeite an Verbesserungen, gerade mit Blick auf Energiepreise, Planungsbeschleunigung und Entlastungen für mittelständische Betriebe.

Initiator Jürgen Greipl zeigte sich zufrieden mit der Resonanz und der inhaltlichen Tiefe: Der Wirtschaftsgipfel bestätige erneut, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sei, um Herausforderungen zu erkennen und Lösungswege gemeinsam zu entwickeln.

Mit der 28. Auflage unterstrich die Veranstaltung ihren festen Platz als wirtschaftspolitische Dialogplattform in der Region – und machte deutlich, dass die Themen der niederbayerischen Wirtschaft auch ganz oben in der Landespolitik angekommen sind.

Bei der Übergabe des Grafenauer Stadtbären an den Minister: Bürgermeister Alexander Mayer, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Initiator Edi Hable und Organisator Jürgen Greipl.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Grafenauer Wirtschaftsgipfel mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (4. von rechts) und Organisator Jürgen Greipl (5. von links).

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Grafenauer Wirtschaftsgipfel mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (4. von rechts) und Organisator Jürgen Greipl (5. von links).
Fotos: StMWi/ K. Huber


Zurück