Am 14. November ist Weltdiabetestag – und das Gesundheitsamt Freyung-Grafenau macht daraus einen Tag zum Hinschauen und Mitmachen. Viele Menschen spüren lange Zeit nicht, dass ihr Blutzucker zu hoch ist. Dabei kann gerade eine frühzeitige Diagnose viel bewirken und vor schweren Folgen schützen. Zwischen 9:00 und 12:00 Uhr können Interessierte im Eingangsbereich des Facharztzentrums in Waldkirchen spontan vorbeikommen, sich beraten lassen und kostenlos ihren Blutzucker messen. Wer möchte, kann außerdem einen kurzen Online-Test machen, um sein persönliches Risiko besser einschätzen zu können. Ohne Anmeldung und kostenlos – eine gute Gelegenheit, sich selbst etwas Gutes zu tun.
Amtsärztin Dr. Karin Drachsler und Christine Hackinger, Fachkraft der Sozialmedizin am Landratsamt, haben bereits im Vorfeld einige zentrale Fragen beantwortet.
Was ist eigentlich Diabetes mellitus genau?
Fr. Dr. Drachsler: Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die oft auch als Zuckerkrankheit bezeichnet wird. Es gibt verschiedene Typen von Diabetes. Allen Diabetesformen ist gemeinsam, dass der Blutzucker erhöht ist. Am häufigsten treten Typ-1- und Typ-2-Diabetes auf, außerdem gibt es weitere Formen wie den Schwangerschaftsdiabetes.
Wie häufig ist Diabetes?
Fr. Hackinger: In Deutschland leben etwa 8 bis 9 Millionen Menschen mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes – das sind ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung. Besorgniserregend ist, dass zusätzlich rund 1 bis 2 Millionen Menschen betroffen sind, ohne es zu wissen. Typ-1-Diabetes ist deutlich seltener und betrifft etwa 400.000 Menschen.
Was versteht man unter Typ-1-Diabetes?
Fr. Dr. Drachsler: Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die meist schon im Kindes- oder Jugendalter beginnt. Weil die zuständigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, produziert der Körper kein Insulin mehr, was zu einem stark erhöhten Blutzuckerspiegel führt.
Wie bemerkt man einen Typ-1-Diabetes?
Fr. Dr. Drachsler: Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Müdigkeit können Anzeichen sein, die auf die Erkrankung hinweisen. Unbehandelt kann die Erkrankung lebensbedrohlich werden. Deshalb gilt: Bei solchen Symptomen unbedingt zeitnah ärztlichen Rat einholen.
Was kann man dagegen tun?
Fr. Hackinger: Betroffene müssen den Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren und Insulin zuführen. Dafür gibt es heute sehr gute technische Unterstützung, zum Beispiel Insulinpumpen.
Und was versteht man unter Typ-2-Diabetes?
Fr. Dr. Drachsler: Bei dieser Form reagieren die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Hormon Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert zusätzlich zu wenig davon. Beides führt zu erhöhten Blutzuckerwerten.
Wie bemerkt man diese Form von Diabetes?
Fr. Hackinger: Betroffene haben oft keine oder nur leichte Beschwerden wie gesteigerten Durst, Müdigkeit oder Schwächegefühl. Aber auch häufige Infekte oder schlecht heilende Wunden können auf Diabetes hinweisen. Oft wird die Stoffwechselerkrankung im Rahmen einer Laboruntersuchung, z.B. beim Gesundheits-Check-up entdeckt. Teilweise erfahren Betroffene aber auch erst von ihrer Erkrankung, wenn schon Folgeschäden festgestellt werden können.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Fr. Hackinger: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser. Teilweise helfen bereits eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung. In manchen Fällen sind Medikamente notwendig. Wichtig ist eine gute ärztliche Begleitung und regelmäßige Kontrollen.
Wer ist besonders gefährdet?
Fr. Dr. Drachsler: Risikofaktoren sind unter anderem ungesunde Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol, Bluthochdruck, höheres Alter und Typ-2-Diabetes in der Familie.
Kann man sein Risiko beeinflussen?
Fr. Hackinger: Ja! Viele dieser Faktoren lassen sich aktiv verändern – etwa durch regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung.
Welche Folgen kann Diabetes haben?
Fr. Dr. Drachsler: Zu hohe Blutzuckerwerte können die Blutgefäße im ganzen Körper schädigen. Bekannt sind etwa Augenschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Probleme an den Füßen.
Wie kann man sein eigenes Risiko einschätzen?
Fr. Dr. Drachsler: Wer mehrere Risikofaktoren erkennt, sollte das in der Hausarztpraxis besprechen. Auch der kostenlose Online-Test unter www.diabinfo.de kann helfen, das persönliche Risiko einzuschätzen.

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