„Jede Zigarette verkürzt die Lebenszeit im Schnitt um 20 Minuten“

Amtsärztin Dr. med. Karin Drachsler und Sozialpädagogin Sarah Knors informieren anlässlich des Weltnichtrauchertages zu den Gesundheitsrisiken des Rauchens

Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen und gesetzlicher Maßnahmen bleibt das Rauchen eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen. Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai erläutern deshalb Amtsärztin Dr. med. Karin Drachsler und Sozialpädagogin Sarah Knors vom Gesundheitsamt Freyung-Grafenau die immer noch akuten Gefahren des Rauchens und sprechen über die aktuelle Situation in Deutschland.

Frage: Warum ist der Weltnichtrauchertag so wichtig?

Frau Dr. Drachsler: Der Weltnichtrauchertag ist eine gute Gelegenheit, wieder einmal bewusst auf die Gesundheitsrisiken des Rauchens hinzuweisen. Erfreulicherweise ist zwar die Zahl der Raucher in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken und es wird mehr auf den Nichtraucherschutz geachtet, z.B. durch Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden oder Restaurants. Aber trotz der Vielzahl an Informationen und der wachsenden Sensibilität in der Bevölkerung rauchen immer noch zu viele Menschen - gut 20 % der Erwachsenen in Deutschland, wobei der Anteil der Männer etwas höher liegt als der der Frauen.

Frage: Immer wieder heißt es, dass Rauchen die häufigste vermeidbare Todesursache ist. Was genau bedeutet das?

Frau Dr. Drachsler: Rauchen ist die Hauptursache für eine Reihe schwerwiegender Erkrankungen, vor allem für Lungenkrebs. Aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, chronische Atemwegserkrankungen wie COPD und viele andere Krebsarten sind direkt mit dem Tabakkonsum verbunden. In Deutschland sterben jährlich über 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Diese Zahl ist erschreckend, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um eine vermeidbare Todesursache handelt. In einer kürzlich veröffentlichen Studie aus London wurde berechnet, dass jede Zigarette im Schnitt die Lebenszeit um ungefähr 20 Minuten verkürzt. Wenn man aufhören würde zu rauchen, würde die Lebenserwartung signifikant steigen und viele Krankheiten würden nie entstehen.

Frage: Wie steht es um die jüngere Generation? Gibt es Anzeichen, dass weniger Jugendliche rauchen als früher?

Frau Knors: Es gibt tatsächlich einen positiven Trend. Durch die Aufklärung und die strengeren gesetzlichen Regelungen wie das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten und die rauchfreien Zonen sind immer mehr junge Menschen über die Gefahren des Rauchens informiert. Trotzdem gibt es nach wie vor Jugendliche, die sich der Gefahr bewusst sind, aber dem Gruppenzwang nachgeben oder rauchen, weil es als „cool“ gilt. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Verbreitung von Produkten wie E-Zigaretten, Vapes, Snus oder tabak-freien Nikotinbeuteln, die als weniger schädlich angesehen werden, aber auch Risiken bergen

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Präventionsangebote des Gesundheitsamtes

Frage: Welche Maßnahmen ergreift das Gesundheitsamt, um das Rauchen zu reduzieren?

Frau Knors: Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist die Prävention. Wir bieten Programme an Schulen an, um Jugendliche frühzeitig zu informieren, und unterstützen Kampagnen, die die Öffentlichkeit über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens aufklären. Als Gesundheitsamt informieren wir die Schulen im Land-kreis regelmäßig über aktuelle Projekte und Aktionen.

Frage: Was können Raucher tun, um mit dem Rauchen aufzuhören?

Frau Knors: Der erste Schritt ist immer, sich selbst einzugestehen, dass man etwas ändern möchte. Dann geht es darum, sich professionelle Unterstützung zu suchen, wenn man es alleine nicht schafft – sei es durch Rauchentwöhnungskurse oder durch lokale Suchtberatungsstellen. Es gibt viele Möglichkeiten. Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt, auch wenn Rückschläge auftreten. Jeder Schritt in Richtung Nichtrau-chen ist ein Gewinn für die eigene Gesundheit. Auch online kann man Informationen und Unterstützung finden – zum Beispiel auf der Seite www.rauchfrei-info.de des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit.

Frage: Was würden Sie zum Abschluss allen Rauchern und denen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, mit auf den Weg geben?

Frau Dr. Drachsler: Ich möchte ihnen Mut machen, den Schritt zu wagen, mit dem Rauchen aufzuhören. Es ist nie zu spät. Wer mit dem Gedanken spielt, aufzuhören, sollte sich bewusst machen, dass jede Zigarette, die nicht geraucht wird, eine Investition in die eigene Gesundheit und die der eigenen Familienmitglieder ist. Auch Passivrauchen verursacht gesundheitliche Schäden. Selbst wenn nicht in der Wohnung geraucht wird, kommen Mitbewohner in Kontakt mit Partikeln von Tabakqualm, die an Kleidung und Haut der rauchenden Person haften bleiben. Insbesondere Kinder rauchender Elternteile leiden häufiger an Atemwegsbeschwer-den wie Asthma, Infektionen der Atemwege und Allergien. Sogar das Risiko für plötzlichen Kindstod bei Ba-bys ist erhöht. Kinder profitieren also ganz enorm, wenn sie in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen können. Und: Wer mit dem Rauchen aufhört, kann dieses Geld in andere Dinge investieren, z.B. eine schöne Urlaubsreise, ein E-Bike oder über längere Zeit gerechnet sogar in ein neues Auto. Egal, aus welchen Gründen man sich für den Rauchstopp entscheidet – jeder Schritt weg vom Tabak ist ein Schritt in eine gesündere Zukunft.

Amtsärztin Dr. med. Karin Drachsler (links) und Sozialpädagogin Sarah Knors (beide Gesundheitsamt Freyung-Grafenau) beantworten die Fragen zum Thema Rauchen, sprechen über die aktuelle Situation in Deutschland und die Angebote des Gesundheitsamtes. Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau


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