Im Zusammenhang mit dem Masernfall, über den vergangene Woche erstmals berichtet wurde, hat sich die Lage im Landkreis Freyung-Grafenau weiterentwickelt. Das Gesundheitsamt informiert aktuell über sechs bestätigte Infektionsfälle im Landkreis sowie 12 weitere Fälle in anderen Ländern, darunter Polen, Italien, Tschechien und England.
Internationale Kontakte im Rahmen eines Festivals als möglicher Übertragungsweg
Die Infektionsfälle stehen in zeitlichem Zusammenhang mit einem internationalen Festival, das Anfang Mai in Jandelsbrunn/Zielberg stattfand und rund 400 Teilnehmende aus mehreren Ländern zählte. Im Zuge der Nachverfolgung zeigte sich, dass die erkrankten Personen an der Veranstaltung teilgenommen hatten oder im erweiterten Umfeld damit in Berührung kamen.
Maßnahme an der Realschule Freyung: Impfstatus überprüft
Unter anderem ist ein schulpflichtiges Kind, das die Realschule in Freyung besucht, betroffen. Nach Bekanntwerden des Falls hat das Gesundheitsamt umgehend reagiert und den Impfstatus der Kontaktpersonen in der Schule sowie des direkten außerschulischen Umfelds überprüft. In der Klasse verfügen alle Schülerinnen und Schüler über einen ausreichenden Impfschutz – mit Ausnahme eines ungeimpften Kindes. Dieses bleibt vorsorglich für drei Wochen dem Unterricht fern – eine Maßnahme, deren praktische Auswirkungen durch die bevorstehenden Pfingstferien derzeit gering ausfallen.
Hygienemaßnahmen thematisiert
Das Gesundheitsamt informierte die Betroffenen über erforderliche Hygieneregeln, klärte Kontaktpersonen zum Ansteckungsrisiko auf, bot sogenannte Riegelungsimpfungen an und informierte die Öffentlichkeit. Eine Riegelungsimpfung ist eine Impfung gegen Masern, die innerhalb von 72 Stunden nach einem Kontakt bei empfänglichen Personen durchgeführt werden kann, um eine Masernerkrankung zu verhindern oder zumindest abzumildern.
Rückmeldungen aus der Bevölkerung – Sensibilisierung in der Ärzteschaft
Nach der Erstmeldung gingen beim Gesundheitsamt mehrere besorgte Anfragen aus der Bevölkerung ein – unter anderem von Eltern ungeimpfter Kinder mit möglichem Kontakt zu einer infizierten Person. Darüber hinaus wurden Ärztinnen und Ärzte, Praxen und Krankenhäuser gezielt informiert und für das Krankheitsbild Masern sensibilisiert, um bei Verdachtsfällen schnell reagieren zu können.
Einbindung politischer Stellen und Fachbehörden
Aufgrund der internationalen Dimension wurde die aktuelle Lage an die zuständigen politischen Stellen und Gesundheitsbehörden weitergeleitet – unter anderem an das Robert Koch-Institut (RKI), das auf Bundesebene mit der Koordination befasst ist. Diese Informationsweitergabe ist ein verpflichtender Bestandteil der Meldekette bei meldepflichtigen Infektionskrankheiten wie Masern.
Masern weltweit auf dem Vormarsch – Impfschutz von wichtiger Bedeutung
Die aktuelle Entwicklung zeigt deutlich, wie rasch sich Masern durch internationalen Reiseverkehr verbreiten können. In mehreren Ländern, darunter auch den USA, bestehen mittlerweile Reisewarnungen wegen erhöhter Maserngefahr. Das Gesundheitsamt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren rückläufig war – mit möglichen Folgen für die regionale und überregionale Gesundheitssituation.
Appell des Gesundheitsamts
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die Erkrankung ist hochgradig ansteckend und kann schwerwiegende Komplikationen verursachen. Eine vollständige Impfung bietet verlässlichen Schutz – sowohl individuell als auch für die Allgemeinheit. Das Gesundheitsamt Freyung-Grafenau ruft deshalb alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, den eigenen Impfstatus zu überprüfen und sich bei Bedarf impfen zu lassen.